Die schrägen Phantasien blonder Kassiererinnen
Der Kurzfilmwettbewerb „Harzmovienale“ zeigt (fast) alles
Wer träumt nicht davon, einmal selbst einen Film zu drehen und im Kino zu zeigen? Jetzt ist die Gelegenheit! Im Quedlinburger Studiokino Eisenstein startet am 13. April 2019 die „Harzmovienale“, das neue Kurzfilmfestival der Region und alle dürfen mitmachen. Denn: Großes Kino von Akin bis Zadek ist das Eine, ein kleines Musikvideo vom Frisör Bert Jäger aus der Jüdengasse das Andere. Und nach diesem Anderen hält die „Harzmovienale“ Ausschau. Venedig, Cannes, Berlin - und dazu noch über 150 weitere europäische Städte haben ihr eigenes Filmfestival. Die meisten davon laufen als Kurzfilmwettbewerbe. Warum nicht auch in Quedlinburg? Wenn die Stadt schon keinen Sandstrand hat, dann wenigstens eine Filmnacht mit Kultstatus!
Dazu braucht es hier keinen Skandal - eine Anklage wegen sexueller Belästigung oder Klüngel bei der Filmförderung. Glamour und Machtgedöns passen nicht in diese bodenständige Region. Es wird etwas anderes als der Berlinalewind übers quedlinburger Holperpflaster wehen. Bei der „Harzmovienale“ geht es eher um die Chance, sich öffentlich künstlerisch und medial auszuprobieren. Ob Spiel-, Dokumentar-, Animations- oder Musikfilm, alles ist erlaubt und erwünscht, auch Thema und Format. Das heißt, es kann passieren, dass man seinen Kollegen auf der Leinwand singen sieht oder sich wundert, welche schrägen Phantasien die blonde Kassiererin vom Supermarkt in ihrem 3-Minuten Film verarbeitet hat. Das ist mitunter verstörend und faszinierend. Und natürlich kann ein bisschen Ruhm nicht ganz ausgeschlossen werden. „Wichtig ist vor allem, dass viele mitmachen. Das ergibt dann im besten Fall eine bunte Mischung aus Genres, Themen und Niveau“, erläutern die Organisatoren Maria Hufenreuter und Stefan Helmholz vom Dachverband Reichenstraße e.V. Sie wollen vor allem auch junge Leute dazu motivieren, selbst aktiv zu werden. „Jeder hat mindestens eine Idee, die ihn beschäftigt, die muss man nur in eine kurze Geschichte packen“, so Helmholz.
Im digitalen Zeitalter ist es für Laien nicht mehr so schwer, einen eigenen Kurzfilm zu produzieren. Kosten und Equipment bleiben für Schüler durch das eigene Smartphone und freie Schnittprogramme überschaubar. Die Reichenstraße bietet zum Beispiel auch eine leihbare Kamera und Schnittplätze an.
Der Einsendeschluss für die „Harzmovienale“ ist am 15. Februar 2019. Auf der Seite www.harzmovienale.de kann ein PDF für die Anmeldung zum Kurzfilmwettbewerb heruntergeladen werden. Auch Filme, die schon länger auf dem Stick, youtube oder sonstwo vor sich hinmodern, dürfen ins Studiokino Eisenstein. Und es gibt Preise. Eine Jury wählt den Hauptgewinner, der den Filmpreis Ottokar und 300 Euro bekommt. Der Publikumspreis ist mit 100 Euro dotiert. Jeder Zuschauer hat eine Stimme und bestimmt den Sieger mit. Die Preisgelder sponsern die Tierarztpraxis Susann Hüglin und Sarah Giersch und Schankanlagen Becker aus Quedlinburg. Wer nicht kommt, ist selber schuld.
Ruth Sanft